Der Rücktritt des Papstes bietet Anlass, einerseits auf sein Pontifikat zurückzuschauen und es zu bewerten, andererseits aber auch Chancen zu einem Neuanfang und zu ausstehenden Reformen in den Blick zu nehmen. Benedikt XVI./Joseph Ratzinger hat während seines Pontifikats zu theologischen Kontroversen herausgefordert. Was ist etwa zu seiner Theologie zu sagen, die er in seinem dreibändigen Jesus-Buch entfaltet hat, insbesondere in dem Eröffnungsband? Wie ist mit den Themen Ökumene, Juden, Muslime, Laien, Reformen usw. weiter umzugehen? Wo sind Ansatzpunkte, die aus der Sackgasse unkritischer Schriftauslegung herausführen? Dazu bietet ein Band zum Jesusbuch des Papstes einzelne Denkanstöße.
In seinem Buch über Jesus von Nazareth spricht Papst Benedikt XVI. keine einfache Sprache. Hilfen zum Verständnis findet auch der theologisch nicht fachkundige Leser in dem vorliegenden Band. Dieser nähert sich dem Buch des Papstes exemplarisch. An zentralen Themen wie an konkrete Inhalten zeigt er auf, welche Deutung Jesu der Papst bevorzuzugt. Zunächst finden sich jeweils Informationen zur Problemstellung, von der das Denken des Papstes ausgeht. Die Hintergründe der päpstlichen Kritik an der gegenwärtigen Theologie werden entfaltet und transparent gemacht. Dabei kommen auch andere Sichtweisen ins Spiel. Sie bieten Denkanstöße, die eine kritische Prüfung der päpstlichen Argumente erlauben und ermöglichen, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Dazu verhilft auch ein ausführliches Glossar, das theologische Fachbegriffe und Zusammenhänge allgemein verständlich erklärt.
In einer Rezension von Hermut Löhr in der F.A.Z. vom 7.9.2007 unter dem Titel »Wer den kleinen Finger reicht - Die
Auseinandersetzung um das Papstbuch füllt weitere Bücher« heißt es zum vorliegenden Titel u.a.: »Nicht als kritische Erörterung oder Sammlung von
Rezensionen, sondern als weiterführende Arbeitshilfe, etwa für Erwachsenenbildung oder Religionsunterricht, ist der von Georg Bubolz besorgte Band zu verstehen, der Anregungen und Materialien zur
kritischen Auseinandersetzung mit dem Jesusbuch des Papstes bietet. Hat man nach dem Vorwort, in dem der Autor sich an frühere Seminare mit Ratzinger und Heinrich Schlier erinnert, vielleicht die
Befürchtung, hier leite ein Musterschüler zum rechten Verständnis des über alle Zweifel erhabenen Papstbuches an, so zerstreuen sich solche Bedenken leicht bei weiterer Lektüre: Bubolz bringt,
wesentlich mit Hilfe manchmal recht ausführlicher Zitate, Grundpositionen Ratzingers in ein durchaus kritisches und anregendes Gespräch mit dem Lehramt, mit der wissenschaftlichen, zumal
katholisch-deutschen Theologie und Exegese, mit jüdischer Theologie.«
So »erweist sich Bubolz als hilfreicher Regisseur eines für Laien verständlichen wissenschaftlichen Diskurses und bringt, etwa in den Ausführungen zu Metapher und
Symbol oder zu Jesus als Schüler, wichtige, in der sonstigen Diskussion wenig berücksichtigte Aspekte zur Reflexion ein. So ist der Band ein schöner Beleg dafür, dass im ›Geist des Konzils‹ auch
heute noch ein gewiss papsttreues, aber dennoch offenes wissenschaftlich-theologisches Gespräch möglich ist. Was könnte man sich als Gastgeber Besseres wünschen?«